AUSGABE: Oktober - Dezember 2018

Casita Verde – Das grüne Herz Ibizas

Viele Neuankömmlinge auf Ibiza werden neugierig, wenn sie die grünen, herzförmigen Aufkleber sehen, die auf vielen Autos prangen. Diese haben natürlich mit der Umweltbewegung Greenheart Ibiza zu tun, deren Zentrum die Casita Verde ist, die oberhalb des schönen Benimussa-Tals liegt. Über die Gründung und Entwicklung der Casita Verde kann vor allem ein Mann sprechen: Chris Dews, der das Herz und die Seele dieser beeindruckenden und so wichtigen Umweltschutzorganisation ist.

Die meisten Permakultur-Anhänger erstellen einen detaillierten Plan, bevor sie mit einem neuen Projekt beginnen. Bei der Casita Verde war das anders. Diese entwickelte sich Schritt für Schritt und im gleichen Maß, wie im Laufe von 24 Jahren Erfahrungen, Ideen und Erkenntnisse wuchsen. Ein Prozess, der in großem Maß auch von den Hunderten von Freiwilligen beeinflusst wurde, die sich in der Casita Verde engagiert haben. Jeder von ihnen half mit und hinterließ seine Spuren. Mein erstes Projekt, das ich 2001 startete, war das Ibiza Ecolandia Centre, das weder auf finanzieller noch politischer Ebene ein großer Erfolg war. Doch durch diese erste Erfahrung entstand in meinem Herzen die Vision von dem, was ich wirklich erschaffen wollte. Ich kehrte in mein kleines gemietetes Bauernhaus, die Casita Verde, zurück, wo wir das Konzept in einer natürlicheren und finanzierbareren Form weiterverfolgten. Dank der Großzügigkeit der Landbesitzer sowie einer beträchtlichen finanziellen Unterstützung meiner guten Freunde Emanuel Kuntzelman und Laura Rose von der in Madrid ansässigen Stiftung „Fundación por el Futuro“, waren wir in der Lage, die gesamten 5,5 Hektar Land für unser Basislager zu nutzen. 



Im Laufe der Jahre ist es mir und der großen Schar an Freiwilligen gelungen, ein nahezu brachliegendes Grundstück in ein natürliches und grünes Paradies zu verwandeln. Schritt für Schritt haben wir einzigartige und praktische Gebäude aus Recycling- und Ökomaterialien konstruiert. Den ursprünglich sandigen Boden haben wir fruchtbarer gemacht, indem wir ihn mit Kohlenstoffen aus unseren Öko-Toiletten und anderen Quellen gedüngt haben. Dadurch konnten wir viele Pflanzen und schöne Zierbäume ansiedeln und großziehen. Dazu gesellten sich eine große Anzahl unterschiedlicher Pflanzen, die Trockenheit gut vertragen können. Erst kürzlich haben wir einen Bio-Gemüsegarten angelegt, den wir mit dem Brauchwasser sprengen, das in unseren Wohnbereichen produziert wird. So können wir zusätzliche Nahrungsmittel ernten. Außerdem wachsen rund um die Casita Verde mehr als 1.000 Aloe Vera-Pflanzen, 20 Zitronen- und 120 Olivenbäume, einige Dutzend Weinstöcke, 30 Johannisbrot- und 20 Feigenbäume. Ibiza Ecologic ist der Name unserer offiziellen NGO, die 1996 gegründet wurde. Mittlerweile hat sie 14.000 Mitglieder und wächst auch weiterhin. 

Seit ihrer Gründung hat die Casita Verde aktiv daran mitgearbeitet, auch außerhalb unseres Zentrums den ökologischen Gedanken auf der Insel zu verbreiten. Jahrelang haben wir an Mittwochabenden Säuberungsaktionen an den Stränden und in anderen Naturgebieten angeregt. Außerdem tragen wir die Mitverantwortung für die Organisation eines wunderbaren Wochenmarkts im Dörfchen Forada, der immer samstags stattfindet und auf dem lokale Produkte angeboten werden. Unsere Aktivitäten weiteten sich aus, nachdem meine Freunde von der Foundation for the Future sich 2013 entschieden, „Greenheart International“ ins Leben zu rufen. Ziel dieser Initiative ist es, eine weltweite Bewegung zu erschaffen, die unter einem Schutzschirm arbeitet und Menschen mit unserem schönen Planeten Erde in Kontakt bringt. Vier Jahre später entschied sich die Greenheart-Familie, der Inselbevölkerung dieses Konzept zu präsentieren. Wir nennen es das „Ibiza Fènix Projekt“, und wir betrachten es als unsere Mission, ein neues soziales Modell zu entwickeln, das in intelligenter und ökologischer Weise einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Tourismus fördert, der als Vorzeigebeispiel dienen könnte. 



Durch die enge Zusammenarbeit mit so vielen Freiwilligen in den vergangenen 20 Jahren habe ich gelernt, dass die meisten Menschen besser auf einer gleichberechtigten Ebene arbeiten, als in einem System, das wie eine Pyramide aufgebaut ist. Dieses Konzept wenden wir bei Ibiza Fènix an, als Symbol haben wir deshalb den Johannisbrotbaum gewählt. Wir bringen Impulsgeber, NGOs und Vertreter der lokalen Verwaltungsbehörden zusammen, die gemeinsam die „Äste“ eines „Baums“ bilden, der nicht auf einer hierarchischen Struktur aufgebaut ist. Und wir möchten Inselresidenten dazu animieren, sich aktiv für eine positive Veränderung auf unserer wunderschönen Insel einzusetzen. Durch diese Zusammenarbeit können wir eine Welt kreieren, in der Menschen die Natur respektieren und harmonisch miteinander leben und wachsen können.

Sollte sich das Fènix-Modell auf Ibiza als erfolgreich erweisen, könnten wir es in andere Tourismusgebiete exportieren, die ebenfalls mit wenig nachhaltigen Lebensbedingungen zu kämpfen haben. Es erscheint mir offensichtlich, dass eine solche Metamorphose nur gelingen kann, wenn alle sich auf unsere „kollektive Energie“ einschwingen. Dies bedeutet, dass wir zusammenarbeiten müssen, um Systeme zu verändern, die natürliche Ressourcen erschöpfen, die Biodiversität verringern und die Zerstörung der Umwelt vorantreiben. Die Permakultur versucht, für diese Umweltprobleme positive und regenerative Lösungen zu finden. Die Zeit der Veränderung ist gekommen, wir müssen aktiv werden! Die Magie der Synergie ist überall, bleibt nur die Frage: Sind Sie bereit, sich anzuschließen?

Chris Dews ist der Gründer und Direktor des Ökozentrums Casita Verde und der Hauptkoordinator der Greenheart-Bewegung auf Ibiza.