EDITION: April - June 2022

Die positive Wirkung der Sonne

Von Jerry Brownstein
Seit Jahrzehnten warnen uns die Gesundheitsbehörden vor den Gefahren des Sonnenlichts, doch neue Studien verändern diese Sicht der Dinge. Sogar in Ländern wie Großbritannien, in denen die Sonne kaum scheint, wurde den Menschen bisher immer nahegelegt, sich im Sommer zwischen 11 und 15 Uhr im Haus aufzuhalten, draußen Hüte zu tragen und viel Sonnencreme zu benutzen. Doch kürzlich hat das britische „National Institute for Health and Care Excellence“ (NICE) diese Empfehlungen modifiziert, da Studien die positive Wirkung einer regelmäßigen Sonnenbestrahlung bestätigt haben. Sonnenlicht ist wichtig für den Körper, um Vitamin D produzieren zu können, das für die Gesundheit essentiell ist. Denn eine optimale Menge an Vitamin D senkt die Risiken von Herzleiden, Lungenerkrankungen, Infektionen und etlichen Krebsarten. Vielleicht noch wichtiger ist heutzutage die Fähigkeit, Covid-19 zu bekämpfen. Viele Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel viel seltener einen schweren Verlauf haben, wenn sie an Covid erkranken.










Der Hauptgrund für die Warnungen vor der Sonne basiert auf der Tatsache, dass eine übermäßige Sonnenbestrahlung zu Hautkrebserkrankungen führen kann. Nach wie vor weist NICE auf dieses Risiko hin, das vor allem für Menschen mit bestimmten Hauttypen besteht, aber nach Abwägung aller Fakten, kam das Institut zu dem Schluss, dass Sonnenlicht sehr gut tun kann, wenn man darauf achtet, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Die aktuellen Richtlinien empfehlen deshalb, die Angst vor Krebs nicht zu schüren und bei Hautkrebskampagnen auch auf die gefährlichen Folgen einer zu geringen Sonnenbestrahlung hinzuweisen. Julia Pakpoor, die an der Oxford-Universität über das Vitamin D forscht, und Michael Holick von der nordamerikanischen Boston-Universität schließen sich der Meinung anderer Wissenschaftler an und loben die Bemühungen des NICE-Instituts, das sich an den neuen Entwicklungen orientiert. Diese Anpassung sei „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“. 











Sonnenlicht ist nicht nur elementar für die Vitamin D-Produktion im Körper, aktuelle Forschungen haben zudem eine weitere positive Wirkung ausgemacht, die durch eine ausreichende Dosis Sonnenlicht ausgelöst wird. Experten der Georgetown-Universität (USA) haben herausgefunden, dass das Sonnenleicht die T-Zellen, die eine zentrale Rolle im menschlichen Immunsystem spielen, mit Energie versorgt. „Wir alle wissen, dass das Sonnenlicht uns mit Vitamin D versorgt, das unter anderem auch auf das Immunsystem wirkt. Doch abgesehen davon haben wir festgestellt, dass das Sonnenlicht noch eine völlig andere, unabhängige Wirkung auf die Stärkung des Immunsystems hat“, sagt der Seniorchef des Forschungsteams, Professor Gerard Ahern. Denn schon kleine Blaulicht-Mengen, die in Sonnenstrahlen enthalten sind, beschleunigen die T-Zellen. „T-Zellen müssen sich bewegen, um ihre Arbeit tun zu können.



Diese besteht darin, zum Infektionsherd zu gelangen und dort für entsprechende Reaktionen zu sorgen.“ Laut Ahern kann das Sonnenlicht die wichtigsten Immunzellen direkt aktivieren, indem es deren Beweglichkeit erhöht. Auch unterstreicht der Wissenschaftler, dass das Blaulicht der Sonne, aber auch das spezieller Lampen, sicher ist und keinen Hautkrebs verursacht. Abschließend hebt die Studie hervor, dass es noch ein weiter Weg ist, bis ein endgültiges Ergebnis über die Wirkung des Sonnenlichts vorgelegt werden kann. Klar ist jedoch, dass Blaulicht vollkommen sicher ist und keine negativen Begleiterscheinungen hat. Deshalb ist es sinnvoll, dieses bei Patienten anzuwenden, um das Immunsystem zu stärken.